So gehen Sie entspannt in die Pension (Teil 1)
Pension planen ist komplex – Roman Lautenschlager* geht auf regelmässige Fragen aus seiner praktischen Beratungstätigkeit ein
Können auch Sie Ihren dritten Lebensabschnitt kaum erwarten?
Meine Kunden erzählen mir immer wieder „…im Ruhestand finden wir Zeit, unsere lang ersehnten Träume und Pläne in die Tat umzusetzen…“. Der grosse Wunsch von Herrn und Frau Schweizer ist es, sorgenfrei und finanziell sicher die schönen Dinge des Pensionslebens geniessen zu können. Ich sage: Dafür sollte man sich rechtzeitig einige wichtige Fragen beantworten. Planen. Vorbereiten.
Reicht die Rente, um meinen gewünschten Lebensstandard zu halten?
Die zentrale Frage. Mit dem Beginn des beruflichen Ruhestandes ändert sich die finanzielle Situation bei den Einkünften und den Ausgaben. Als Fachmann warne ich immer davor anzunehmen, die Ausgaben würden im dritten Lebensabschnitt deutlich sinken. Zumindest nicht in den munteren, aktiven Jahren der ersten Pensionsphase. Dann wollen Reisen, Hobbies und Aktivitäten umgesetzt werden. Dies kostet und genügend Zeit dazu ist „en masse“ vorhanden.
Lebensziele kennen, Lücken orten, Budget erstellen
Das Wichtigste ist: Sich frühzeitig ein „visionäres“ Bild über die Lebensziele und den Lebensstandard sowie ein realistisches Bild über die Finanzlage für den dritten Lebensabschnitt zu machen. So können noch einige finanziell wichtige Weichen gestellt werden.
Für den zukünftigen Pensionär und die zukünftige Pensionärin muss deshalb in einem ersten Schritt geklärt werden, wie hoch wirklich die Einkünfte aus AHV, Pensionskasse und dritter Säule sowie sonstigen Vermögenswerte wie Wertschriftenanlagen und Immobilien ausfallen werden. Reichen sie angesichts der notwendigen Ausgaben aus, um den gewünschten Lebensstandard über viele Jahre hinweg zu ermöglichen? Zur Schätzung der künftigen Lebenshaltungskosten ist es unabdingbar, die Ausgaben der letzten Jahre einigermassen detailliert zu kennen und ein Budget zu erstellen.
Eine umfassende individuelle Vorsorge- und Finanzanalyse hilft dabei, die bestehenden Leistungen transparent aufzuzeigen und eventuelle Einkommens- und Vermögenslücken sinnvoll zu schliessen.
Finanzielle Freiheit erreichen, Lücken schliessen, Steuern optimieren
Die Einzahlungen in die Säule 3a und Nachzahlungen in die Pensionskasse als persönliche Vorsorge sind nur eine Möglichkeit, um finanzielle Lücken zu schliessen und Steuern zu sparen. Zudem kann jährlich viel Geld gespart werden, wenn das Vermögen steuertechnisch optimal aufgebaut und angelegt wird. Letztlich muss auch der Bezug von Kapital aus der Säule 3a und der Pensionskasse geplant und etappenweise bezogen werden, um nicht in die steuerliche Progressionsfalle zu treten.
Rechtzeitiger Vorsorgeaufbau verhindert grosse Lücken
Notabene, ich sage immer: Es hilft der finanziellen Freiheit während der Pension, wenn schon ab den jüngeren Jahren die Möglichkeiten der steueroptimierten 3a-Vorsorge und die allfälligen Pensionskassen-Nachzahlungen ausgenützt werden. Ein gewisser Konsumverzicht während der beruflichen Aktivzeit trägt Früchte im dritten Lebensabschnitt, der statistisch weit über zwanzig Jahre dauert… Aber die Kunden realisieren es - und bedauern es - erst im fortgeschrittenen Lebensalter.
Wohneigentum amortisieren – oder eher nicht?
Die selbstbewohnte Immobilie ist für viele angehende Pensionäre ein wichtiger Teil der Vorsorge. Sie überlegen sich häufig, ob die Hypothek zum Zeitpunkt der Berufsaufgabe (weiter) amortisiert werden soll. Die Hypothekargeber wollen heute bei der Belastungsberechnung und bei der Tragbarkeitsberechnung auf der sicheren Seite sein und neigen zu tieferen Hypotheken.
Allerdings muss eine (weitere) Reduktion der Hypotheken gründlich überlegt sein. Zwar verringert man die Zinsbelastung, jedoch wird der Spielraum bei allfälligem Geldbedarf für Erneuerungen oder Umbauten des Wohneigentums eingeschränkt. Finanzielle Flexibilität ist auch ein Wert!
Die optimale hypothekarische Verschuldung muss im Kontext der Einkommens- und Vermögenssituation sowie Steueroptimierung betrachtet werden, unter Einbezug des persönlichen Risikoprofils und des Lebensplans.
Kann ich die finanzielle Pensionierung alleine planen?
Ja, das geht, wenn Sie vom Fach sind oder wenn Sie sich in die komplexe Materie einlesen und durchfragen wollen. Ansonsten empfehle ich, unbedingt einen Fachmann für Pensions- und Finanzplanung beizuziehen. Die Kosten für eine unabhängige Analyse und Beratung werden sich in kurzer Zeit amortisieren und Ihnen einen Gewinn in Zeit, Sicherheit und Geld sowie Steueroptimierung einbringen.
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*Roman Lautenschlager ist langjähriger Senior Finanz- und Pensionsplaner bei Neutrass. Er ist dipl. Betriebswirtschafter HF und hat eidg. Versicherungsausweis.