Stress – ein schlechtes Geschäft für das Unternehmen
Warum sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement auch aus wirtschaftlicher Sicht für das KMU auszahlt. Eliane Müller* lädt ein zum Kunden-Fachseminar der Neutrass.
Jeder und jede fühlt sich von Zeit zu Zeit gestresst. Viele fürchten um ihre Work-Life-Balance. Gerät diese persönliche Balance durch äussere Einflüsse ins Wanken, so entsteht ein Ungleichgewicht zwischen psychischen und physischen Belastungen einerseits und den zur Verfügung stehenden Ressourcen andererseits.
Sich sein persönliches, ausgewogenes Nebeneinander von Arbeit, Karriere, Familie, sozialen Kontakten, Hobbys, Selbstverwirklichung, ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und Bewegung zu schaffen, ist eine grosse Herausforderung.
Insgesamt geht es den Arbeitnehmenden gut bis sehr gut
Gemäss der jährlichen Befragung „Barometer Gute Arbeit“ der Berner Fachhochschule und Travail Suisse liegt die Zufriedenheit der Arbeitnehmenden heuer bei 71,6 Punkten. Tobias Fritschi, Berner Fachhochschule, bezeichnet Indexwerte über 70 als «sehr gut», von 60 bis 70 als «gut» und von 50 bis 60 als «ausreichend».
Warnfinger bleibt erhoben: Stress und psychische Belastung bei Arbeit
Ungenügende Befragungswerte zeigen die Themen Stress und psychische Belastungen. Es fühlen sich 42.3% der Befragten durch die Arbeit „oft“ oder „sehr häufig“ gestresst; knapp 36% sagen, dass der Stress „eher stark“ oder „stark“ belaste. Auch der Job-Stress-Index von „Gesundheit Schweiz 2018 erwähnt, dass 27% der Arbeitnehmenden unter Stressbelastung litten.
Darum betrifft Stress ein Unternehmen finanziell ganz direkt
Spätestens, wenn sich der Stress bei Mitarbeitenden oder Kader psychisch oder körperlich äussert, sind Arbeitgeber und Unternehmen betroffen:
- Erhöhte Unfall- und Krankheitsgefahr
- Krankheits- oder unfallbedingte Fehlzeiten (Absentismus) stellen Unternehmen finanziell wie organisatorisch vor Herausforderungen
- Höhere Fluktuationsraten, Rekrutierungs-/Einführungskosten
- Stressbedingte Verringerung der Produktivität (Präsentismus) infolge Konzentrationsmängel, physischen oder psychischen Einschränkungen
- Fehlerhaftes Arbeitsverhalten bis zu Körper- und Sachschäden
- Schädigungen und Haftpflichtansprüche von Dritten
- Schadenersatz- und Genugtuungsforderungen wegen Verletzung der Fürsorgepflicht durch Arbeitgeber
- Negative Auswirkungen auf Versicherungsdeckungen und Prämien
Wenn Stress auch gesetzlich den Arbeitgeber etwas angeht
Im schweizerischen Recht gibt es verschiedene Normen, welche den Arbeitgeber verpflichten, für das Wohl seiner Arbeitnehmenden zu sorgen und übermässige Belastungen zu vermeiden. Im Zentrum steht die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers (Art. 328 OR).
Art. 6 des Arbeitsgesetzes sieht vor, dass der Arbeitgeber zum Schutze der Gesundheit der Arbeitnehmenden verpflichtet ist, alle Massnahmen zu treffen, die nach der Erfahrung notwendig, nach dem Stand der Technik anwendbar und den Verhältnissen des Betriebes angemessen sind.
Die Verordnung Nr. 3 zum Arbeitsgesetz (Art. 2) konkretisiert dies, wonach der Arbeitgeber alle Anordnungen erteilen und alle Massnahmen treffen muss, die nötig sind, um den Schutz der physischen und psychischen Gesundheit seiner Arbeitnehmenden zu wahren und zu verbessern. Nebst weiteren Faktoren muss der Arbeitgeber um die Vermeidung einer übermässig starken oder allzu einseitigen Beanspruchung bemüht sein.
Weitere Ausführungen beispielsweise hier
Stress am Arbeitsplatz – Stresshaftung – Gerichtsurteile
Wer den Begriff «Stresshaftung» googelt, wird erfassen, wie das Thema die Arbeitgebenden vermehrt interessieren muss und für KMU ein Risiko darstellt. Gerade erst war breit in den Medien, wie das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil ein Opfer stützte: Arbeitgeber muss grundsätzlich Schadenersatz bezahlen (Urteil Nummer A-6750/2018).
Stressmanagement lohnt sich immer, finanziell und überhaupt
Die finanziellen Aufwände, die organisatorischen Belastungen und die Reputation können ein Unternehmen empfindlich treffen. Hinsichtlich Kunden, Lieferanten, Mitarbeitende, Arbeitsmarkt und Erfolgsrechnung/Bilanz. Versicherungslösungen und Vorsorgekonzepte können hierbei helfen, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt.
Delegieren und Prioritäten setzen lassen Stress bewältigen
Stress gehört zum Arbeitsalltag wie das Smartphone. Auch dadurch geraten Führungskräfte immer öfters in die Stressspirale. „Das Tempo hat sich erschreckend beschleunigt“, sagt Michel Demaré und gab im Alter von nur 56 Jahren seinen Job als Finanzchef der ABB auf. Heute, hier, jetzt, mehr… grösser, besser, schneller, schöner. Viele Kader und Mitarbeitende hetzen von einem Meeting zum nächsten, von einem Projekt ins nächste, von einer Arbeit in die nächste. Sie finden kaum noch Zeit, sich tiefgründig mit ihren Themen auseinanderzusetzen.
Stress-no-stress - das ist hier die Frage
Weiterführende Informationen und Hilfe zur Selbsthilfe mit wissenschaftlich fundierten Checks und Workshops stehen auf www.stress-no-stress.ch zur Verfügung. Sie führen aus, Stress lasse sich ebenso systematisch managen wie andere Risiken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz.
Auch die HELSANA hat das Thema schwergewichtig in ihrem Ratgeber „Stress im Griff“ aufgenommen (gratis bei „redaktion@helsana.ch“ bestellbar). Stress beginne im Kopf, und somit bieten sie lesenswerte Blogbeiträge zum bewussten Umgang wie „Tipps zur Stressbewältigung“ oder „Die besten Methoden zur Entspannung“ auf www.helsana.ch inkl. einem Selbststresstest über die persönlichen Stressverstärker.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zahlt sich aus und sichert Fachkräfte
Die Gesundheitsförderung Schweiz hat Projekte auf vielen verschiedenen Ebenen entwickelt, wie Unternehmen dem negativen Stress am Arbeitsplatz entgegenwirken oder ihn vermeiden können. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein solides BGM rein schon sinnvoll, um Schaden- und Leistungsfälle zu minimieren. Darüber hinaus führt es zu erhöhter Zufriedenheit der Mitarbeitenden und trägt somit zur Fachkräftesicherung und einem positiven Arbeitsklima bei.
Wie weit ist das BGM in Ihrem Unternehmen entwickelt?
Eine Checkliste für die Life-Domain-Balance (alt: Work-Life-Balance) liefert wirksame gesundheitsfördernde Kriterien wie Mitarbeitende gefördert werden können, ohne sie zu überfordern. Faktoren wie gleitende Arbeitszeiten, die Möglichkeit auf Home Office, Stellvertretungsregelungen oder Betreuungsaufgaben haben einen beachtlichen Einfluss auf die Gesundheit der menschlichen Ressourcen eines Betriebes.
Friendly Work Space Check der Gesundheitsförderung Schweiz
Einladung zu Kunden-Fachevent der Neutrass: „Fachkräftesicherung und Betriebliches Gesundheitsmanagement“
Am 25. März veranstaltet die Neutrass einen spannenden Kunden-Fachevent mit namhaften Referenten zu den Themen Fachkräftesicherung und Betriebliches Gesundheitsmanagement. Zudem referiert unsere Botschafterin Simone Niggli-Luder über Fokussierung und Zielsetzung in der Karriere. Sichern Sie sich hier Ihren Platz.
Zur Autorin: Eliane Müller* Verantwortlich für Kommunikation, Werbung und Events mit einem Master in „Communication, Management and Health“ der Universität Lugano sowie einem Master in „Marketing“ an der Virginia Tech University in Blacksburg/USA