Digitalisierung – Quo Vadis?
In aller Munde und schlicht ein Trendwort: Die Digitalisierung. Im Schweizer IT-Umfeld ist das Thema allgegenwärtig und es kann getrost von einem Digitalisierungs-Hype gesprochen werden. Ein Fachblog von David Frick*, Softwarearchitekt der Neutrass.
Vor Jahren als ‚die Wunderwaffe‘ in der Wirtschaft platziert, wird diese herumgereicht und von Unternehmensberatern, -führungen, CTOs und Softwarefirmen als Projekt definiert. Sie besetzt eigene, oft beachtliche, Budgetposten und hat den Wettbewerb des Digitalisierungsprozesses provoziert. Ein Vorhaben woran bereits zahlreiche grosse und kleine Unternehmen gescheitert sind.
Nicht selten handelt es sich hierbei um unüberlegte Investitionen, welche an den eigentlichen Vorteilen der Digitalisierung vorbeizielen. Hauptsache digitalisieren und Teil der Trendwelle sein.
Ein Trend mit zwei Seiten
Wir betrachten diesen Hype etwas kritisch. Ohne als Digitalisierungshäretiker abgestempelt werden zu wollen, stellen wir fest, dass die Digitalisierungsbühne einiges an Sachlichkeit und ökonomischer Betrachtung vermissen lässt.
Im Kern bedeutet Digitalisierung die Umwandlung von analogen Informationen oder Prozessen in digitale. Mit dem Ziel, diese entsprechend weiter verwenden zu können. Dies bezieht sich auf verschiedenste Lebensbereiche, sowohl privat als auch sozial (soziale Medien, online Shopping), öffentlich (SBB App), staatlich (eTax, online Steuertool).
In vielen Situationen begünstigt die Digitalisierung die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit von Arbeitsabläufen und Tätigkeiten. Nicht zu vergessen, dass hiermit diejenigen Menschen, welche sich der Digitalisierung verweigern, oder aus nachvollziehbaren Gründen nicht Schritt halten können, aus dem normalen Leben gedrängt werden. Und was geschieht mit den Arbeitskräften, deren Tätigkeiten durch Maschinen und Computer ersetzt werden?
Digitalisierung zwischen Versicherern und Broker
Wir optimieren beispielsweise den Datentransfer zwischen zwei Firmen. Eine langjährige Bestrebung, wobei punktuell bereits Teilerfolge erzielt wurden. Doch selten mögen die dahinterliegenden Prozesse mithalten und sowohl die Aufbereitung als auch die Verwendung der Daten bleiben fernab eines rundum digitalisierten Prozesses. Wo die Kundenoberfläche zwar modern und digitalisiert erscheint, werden Daten im Hintergrund manuell weiterverarbeitet. Weshalb? Es scheint, dass die Standardisierung heterogener Systeme unterschätzt wurde und politische Standpunkte eine wichtigere Rolle spielen als erwartet.
Ausschlaggebend ist die Tatsache, dass umgebende Prozesse noch nicht oder nicht genügend digitalisiert sind. Die allgemeine Meinung pocht zwar auf Effizienzsteigerung und Sparmöglichkeiten, doch für eine umfassende Umsetzung scheinen Aufwand und Ertrag doch nicht gerechtfertigt.
Was nützt ein digitaler Datentransfer, wenn Daten manuell weiterbearbeitet werden?
Um eine Lösung für dieses festgefahrene Szenario zu finden muss folgende Voraussetzung erfüllt sein: Umgebende Systeme müssen digital fit gemacht werden. Wo dies nicht möglich ist, muss ein Partnersystem die Digitalisierung vorantreiben.
Ersteres betrifft aus unserer Sicht die Brokersoftwares, welche einer grundlegenden Digitalisierung unterzogen werden müssen. In anderen Worten müssen die dem Datentransfer vorgelagerten und nachgelagerten Prozesse digital gestaltet werden. Der Fokus muss eine konsequente Prozessorientierung sein. Mittels einer intelligenten Automatisierung kann hier umfassend digitalisiert werden.
Digitalisieren ja – wenn der Preis stimmt
Wo der Datenaustausch nicht standardisiert zu bewerkstelligen ist, müssen alternative Systeme die Digitalisierung unterstützen. Viele Anbieter kommen hier mit Lösungen, welche allerdings oft wenig Flexibilität aufweisen und nur einzelne Prozesse oder Datenbereiche decken. Diese Alternativen scheinen zwar technisch reizvoll, ziehen aber oft hohe Kosten nach sich. Letztendlich müssen Aufwand und Ertrag auch, oder möglicherweise gar insbesondere, in finanzieller Hinsicht gerechtfertigt sein. Dieser ökonomische Aspekt ist beim Entscheid für oder gegen eine vielversprechende Lösung ausschlaggebend und zählt zu den Hauptargumenten, weshalb potentielle Kunden im klassischen Arbeitsmuster verharren.
Zusammenfassend gilt es, einfache und rentable Systeme zu erschaffen, welche den Datentransfer erleichtern und die Prozesse vereinfachen. Zudem müssen sie frei von Politik sein und ‚simpel aber effizient‘ arbeiten.
Fazit: Statt ständig über Digitalisierung zu reden und zu fachsimpeln, soll in die Praxis umgesetzt werden. Deshalb arbeiten mein Team und ich mit Vollgas an einer neuen und umfassend digitalisierten Brokersoftware. Eine Plattform, die es so noch nie gegeben hat!
*David Frick (Master of Arts lic.oec.publ. UNI Zürich) ist Softwarearchitekt bei der Neutrass AG und treibende Kraft für die Brokersoftware der Zukunft.