Pech in den Bergen: Wer im Fall der Fälle bezahlt, oder eben nicht! - Teil 1: Normal-Sportarten
Natur, Vergnügen, Erholung, Krafttanken, Adrenalinkick – es locken Berge, Hügel, Gewässer und Wälder zu jeder Jahreszeit.
Eliane Müller* berichtet über Sportarten, Risiken und Versicherungsnotwendigkeiten, sowie, warum eine Rega-Mitgliedschaft von Nutzen sein kann.
Herr und
Frau Schweizer suchen die Erholung, das Vergnügen und den Sport in der Natur: Wandern,
Skifahren, Langlauf, Biken, Orientierungslauf etc. Gerne betreiben sie auch
risikoreichere Herausforderungen wie Berg- und Alpinwanderungen,
Variantenskifahren, Ski- und Bergtouren, Klettern, Deltasegeln, Paragliding,
Canyoning. Und immer mehr suchen sie auch den gewissen Kick: Extrem- und
Freiklettern, Downhill-Biking, Speedflying, Basejumping…
Doch wenn etwas passiert draussen in der Natur, dann können die Kosten und finanziellen Nachteile für den Betroffenen massiv werden. Egal ob eine Normal-Sportart oder eine Risiko-Sportart vorliegt.
Kostenfallen lauern schon beim blossen Wandern, also bei Normalsportarten in der Natur
Sport ist zwar gesund (und nicht Mord, wie Churchill gesagt haben soll). Gesund besonders bei frischer Luft in der freien Natur, wo sich auch Augen, Nase und Ohren erfreuen. Doch Gefahren schliesst dies nicht aus.
Der Wanderer (oder Joggerin, Biker, Langläuferin, Skifahrer etc. sein.) lehnt sich beispielsweise an einen morschen Zaun, verirrt sich im Tal, ist blockiert durch Unwetter, hat Hitzeschlag, wird vom Hund gebissen, fängt Hexenschuss ein, erhält Krampf, bricht sich den Knöchel, weiss auf Felsvorsprung nicht mehr vor und zurück… So enden harmlose oder tragischere Ereignisse sogar bei blossen „Normalsportarten“ in der Natur nicht selten in kostspieligen Such-, Bergungs- oder Rettungsaktionen.
Suchen, Bergen, Retten, Transportieren, Heilen – und wer zahlt eigentlich?
Wer das Portemonnaie zückt, hängt ganz davon ab, was, wie, wo passiert ist. Unfall oder Krankheitsereignis? Verletzt oder tot? Bergung oder Rettung? Krankenwagen- oder Helikoptertransport, und warum Helikopter? Blosses blockiert oder verirrt sein? Suchen mit Rettungsteam und Hundestaffel? Schweiz oder Ausland?
Es kommt also sehr detailliert darauf an, was passiert ist, wie es abgewickelt wurde und hätte werden können, wie man versichert ist. Die „Chance“ ist gross, dass die beim Sport in der Natur verunfallte, erkrankte oder verirrte Person zumindest auf einem Anteil von mehreren hundert oder zig-tausend Franken sitzen bleibt. Zu beachten ist, dass je nach Versicherungsart allenfalls noch notwendige Spital- und Arztkosten einer Franchise und/oder einem Selbstbehalt unterliegen.
Versicherungen übernehmen Kosten teilweise*
Die Kosten für die Suche, Bergung, Rettung und den Transport aus medizinisch begründeten Notfallsituationen werden grundsätzlich dem Patienten weiterverrechnet.
Die gesetzliche Kranken-Grundversicherung übernimmt bei Krankheit oder Unfall nur die Hälfte der Transport- oder der Rettungskosten, jedoch maximal 500.- resp. 5‘000.- Franken. Für den allfälligen Spitalaufenthalt und die Arztkosten fallen zudem noch Franchise und Selbstbehalt an.
Wer seine Unfallversicherung beim Arbeitgeber hat, ist besser dran, weil ihm die vollen Transport- oder Rettungskosten übernommen werden. Aber Achtung: Sind die Transport- oder Rettungskosten die Folge eines Hexenschusses, eines Herzinfarktes oder ganz einfach einer Krankheits- und nicht einer Unfallursache, dann ist die Krankengrundversicherung mit ihren Einschränkungen wieder zuständig.
Unter Transport versteht man, dass ein Patient zum Ort der Behandlung gebracht werden muss. Dabei ist unterwegs eine professionelle Versorgung medizinisch notwendig. Rettung bedeutet, dass ein Patient aus einer lebensbedrohlichen Situation geborgen werden muss.
Die ledigliche Suche oder Bergung ohne medizinische Notwendigkeit (z.B. aus einer unwegsamen Situation, wegen Panikattacke auf Felsvorsprung, Unwetter oder einer tödlich verunglückten Person) ist weder durch die Krankenkassen-Grundversicherung noch die Arbeitgeber-Unfallversicherung gedeckt.
Im Ausland beteiligt sich die Kranken-Grundversicherung ebenfalls für medizinisch bedingte Transportkosten, aber nur unter denselben eingeschränkten Bedingungen wie in der Schweiz. Hingegen beteiligt sie sich nicht an den Kosten für die Rettung. Auch Suchaktionen, Bergungen und Heimschaffung sind in der Kranken-Grundversicherung nicht enthalten. Ebenfalls sind Leistungen einer nach UVG für nichtberufliche Unfälle versicherten Person eingeschränkt.
Um vor finanziellen Unabwägbarkeiten sicher zu sein, sind Such-, Bergungs-, Rettungs- und Transportkosten sowie zusätzlich für das Ausland die Heimschaffung und Heilungskosten zusätzlich zu versichern. Je nach gewünschtem Schutz über eine zusätzliche Kranken-, Unfall-, Reise- oder Persönliche Assistance-Versicherung. Die Details entscheiden!
Rega ist keine Versicherung
Auch wenn die Rega Gönnerschaft beliebt ist, eine Versicherung ist dies nicht. Sie würde womöglich dennoch einigen Ärger ersparen. Denn die Rega kann ihren Gönnern Rettungskosten erlassen, wenn der Einsatz durch Versicherungen nicht oder nur teilweise gedeckt ist. Dies tut sie allerdings auf freiwilliger Basis und nicht aufgrund eines Rechtsanspruchs. Zudem kann es sein, dass anstelle der allenfalls gerade ausgelasteten Rega ein anderes Rettungsunternehmen eingesetzt werden muss und dann die Rega-Gönnerschaft ohnehin nicht zum Zuge käme.
Kommende Woche befassen wir uns im zweiten Teil dieses Blogs mit Risikosportarten und welche möglichen Leistungskürzungen der Unfallversicherung besser vor dem Adrenalinkick berücksichtigt werden.
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*Anmerkung: Die Erläuterungen zu den Kostenübernahmen sind lediglich eine exemplarische Übersicht und eine allgemein gehaltene Beschreibung. Die effektive Kostenübernahme und die effektiven Leistungen durch Sozial- oder Privatversicherungen sind stark abhängig vom Einzelfall zu beurteilen.
Zur Autorin: Eliane Müller* Verantwortlich für Kommunikation, Werbung und Events mit einem Master in „Communication, Management and Health“ der Universität Lugano sowie einem Master in „Marketing“ an der Virginia Tech University in Blacksburg/USA